unknown # 002   Bildnis eines Mädchens in weiss

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2008

 
   

Ein Mädchen mit weissem Schleier, ein lächelnder Junge mit Pullover, ein alter Mann mit goldener Mütze, ein Junge in Uniform...

Die in abendländischer Manier in Öl gemalten Bildnisse sind der Versuch einer würdevollen Darstellung dieser Portraitierten. Denn sie alle sind Zeitungsbildern entnommene Personen, deren Namen nicht genannt wurden.

Die jeweiligen Bildlegenden geben einzig Aufschluss über die Gegend, in der diese Menschen leben und über den Anlass der Fotografie: eine Katastrophe, ein Krieg, ein (meistens schlimmer) Sachverhalt, von dem eine Vielzahl Personen betroffen ist. Die Abgebildeten dienen der Illustration dieser Tatsachen. Sie sind Weltstatisten, gesehen aus westlicher Perspektive.

Die Künstlerin hat diesen Statisten eine Solobühne erstellt und ist bei der malerischen Umsetzung in einen intimen Dialog mit den Abgebildeten getreten. Auf diese Weise wurden diese Menschen aus der anonymisierenden Zeichenhaftigkeit (z.B. Illustration eines Volkes/eines Kontinents) herausgelöst und begegnen nun den BetrachterInnen als starkes Gegenüber.

Die traditionelle ästhetische Form dieser Portraits steht inhaltlich wie medial im krassen Gegensatz zur Schnelllebigkeit eines Zeitungsfotos. Auf der einen Seite wird die verbürgte Wahrheit und Realität - der Informationstransfer - einer Zeitung behauptet. Und auf der anderen Seite steht die Langsamkeit aber auch Zärtlichkeit einer veralteten Darstellungstechnik, deren Wirkung gänzlich von der Fertigkeit aber auch Zuwendung der Malerin abhängt. Mit den schweren Goldrahmen erhalten diese Bildnisse eine zusätzliche Veredelung, die auf eine museale Würdigung hinweisen oder zumindest eine Gewichtung in unserer Wahrnehmung reklamieren.